Bernd Sundermann - Eros Mater

"Eros Mater - Mutter der Erotik" bezieht sich auf die ursächliche Beziehung zwischen Stoff und Herkunft (vergl. 'Materie' oder engl. 'matter'). So besteht Erotik aus: Körper, Sinnlichkeit, Fülle, Intimität, Neugier sowie der Haut, dem sensiblen Grenzland zwischen Innen- und Außen. Dieses Material finden wir in den Arbeiten des Künstlers und Grafikers Bernd Sundermann toll repräsentiert. Selten kommen sich Körper und Kunst so nah wie in dieser Serie wogender Fleischeslust.

 

 

Der Symbolismus zeige, schrieb einmal der Psychoanalytiker C.G. Jung, dass jede beliebige Sache eine symbolische, metaphorische Bedeutung annehmen könne, Naturobjekte ebenso wie von Menschenhand hergestellte Dinge, selbst abstrakte Formen. Denn der gesamte Kosmos sei ein potentielles Symbol. Genauso können rein plastische Elemente wie Kurven, Rundungen und Wölbungen, selbst wenn sie völlig abstrakt sind, sehr wohl mit erotischen Analogien und Assoziationen aufgeladen sein. Wie der erotophile Bildhauer Henry Moore einmal pointierte: "Das, was mich an den Bergen am meisten fasziniert, sind ihre Grotten."

In solche Grotten zieht es die Bildende Kunst immer wieder. Sie klettert, erkundet und ertastet immer wieder neue, unbekannte und geheimnisvolle Wege und Welten, um daraus diese impulsive, skizzenhafte Kartografie unseres Unbewussten nachzuzeichnen, des weltlich Untergründigen zu erforschen sowie die Entdeckung kulturellen Neulands voranzureiben, das unser aller Utopia werden soll. Jenseits der materiellen Welt, der Welt der Sachzwänge, Fetische, Zwecke und Begrenzungen tauchen wir mit der Neugier des Künstlers in den Ursumpf des Begehrens ein, mithin in eine Alchemie brodelnder Naturtriebe und -kräfte. Das Begehren sucht sich erneut Ausdruck in einer Matrize (Abdruck) aus unstillbarer Sehnsucht und der Verschlungenheit und Verwicklung von Wünschen und Leidenschaften. Die wuchernde und sich plusternde Selbstdarstellung alles Organischen wächst durch die Zeiten und Räume, deren Gemäuer irgendwann brechen. In jedem Kunstwerk entdeckt der Mensch sich neu, entwickelt das Leben neue Tentakel des Seins. Äußeres und Oberflächliches geriert zum Schein, das Innerste wird offenbar und bloß gelegt.

Der akribische Realismus (fast makroskopische Hyperrealismus) Bernd Sundermanns geht hier den Weg der Abstraktion, Verzerrung und Metamorphose. Motiv und Urgrund seiner Zeichnungen ist der Stoff, aus dem unser Kosmos, unsere Welt besteht, symbolisiert durch die Mutter und die fruchtbaren, üppigen Formen der Weiblichkeit. Im Gegensatz zu den Hungermodels der Modewelt und des Konsums wird die natürliche Fülle des Lebens vor allem repräsentiert durch solche vollschlanken und voluminösen Frauen.

 

Der Stoff, aus dem die Kultur der Menschheit gewoben ist, wie die Schraffur in Sundermanns Körper-Pastellen, entspricht der Entdeckung, Eroberung und Kartografierung neuen, unbekannten Geländes, für welches die Weiblichkeit im Allgemeinen und die Mutter im Besonderen in der abendländischen Kunst traditionell schon immer stellvertretend stand. Wie alles Organische miteinander verschlungen und verwoben den Stoff des Lebens bildet (in unserer integrierten Wahrnehmung den Faltenwurf der Geschichte), so ist auch die empfindsame Membran unserer Haut, die jede Berührung, jeden Hauch und Schall aufnimmt und als Reiz an unser Lust- oder Schmerzzentrum im Gehirn weiterfunkt, stetig in ihrem Drang und grenzenlos in ihrer Ausdehnung.

 

 

 

 

Schon als Student stellte sich für Bernd Sundermann heraus, dass die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen würde. Demgemäß bezeichnet er das Porträt- und das Aktzeichen gerne als seine persönliche Königsdisziplin, wie durch das Oeuvre des Künstlers schnell deutlich wird. Sundermann hat sich dabei durch eine breit aufgestellte, dem geschulten, genauen und realistischen Blick auf die Lebewesen gewidmeten Kunst einen Namen gemacht. Neben Tiermotiven bilden Porträts und Aktdarstellungen den Schwerpunkt unter seinen feinen und detaillierten Zeichnungen und Illustrationen.

"Selbstverständlich kommt irgendwann, neben vielen anderem auch die Frage auf, was schön ist", so Bernd Sundermann zu seiner aktuellen Motivwahl mit Körperlandschaften kurviger, faltiger und üppig geformter Frauen. "Sind es die aktuellen Trends, die Schönheit definieren, wie Models, Werbung, Gesundheitstrends oder gibt es da auch noch etwas anderes. Und was ist mit Schönheit und Ästhetik? Ist schön immer ästhetisch oder ästhetisch zwangsläufig immer schön? Ein Zitat von Aristoteles besagt: 'Ästhetik ist, was dem Wesen seiner Art entspricht'. Damit gibt es nach meinem Verständnis unzählige Schöns. Aus dieser Erkenntnis heraus sehe ich auch den weiblichen Körper heute."

Bernd Sundermanns "Curvy Girls", wie er seine Models liebevoll nennt, stehen für Genuss, Leben, Lebensfreude, Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein und eben für die Selbstverständlichkeit, so zu sein, wie sie sein wollen. Sie alle sind auf ihre Weise schön. Es ist natürlich auch die Schönheit ihrer Einzigartigkeit die sie mit uns allen gemeinsam haben. Letztlich scheint die Erkenntnis von Schönheit ohnehin aus der Phänomenologie der Natur und dem Staunen über ihre Farben, Formen, Rhytmen sowie der fleischlich/leiblichen Dialektik aus Fruchtbarkeit und Verschlingung abgeleitet zu sein.

Durch eine wie aus Kette und Schuss gewoben erscheinende Schraffur mittels kontrastierender Pastellkreiden erzielt der Künstler eine verblüffend realistische, natürliche Färbung und Tönung der gezeichneten Haut, was die so anziehende, warme, kuschelige und behagliche Wirkung seiner Werke hervorruft. Was diese Arbeiten zusätzlich so lebendig macht und beseelt ist ihre Symbolisierung als Ur-Material (wie die Ur-Mutter Ursprung allen Seins) und des Stoffes aus dem die Welt und mithin das ganze (möglicherweise nicht ordentlich glatt gebügelte, sondern durchaus gefaltete) Universum gestaltet scheint.

 

 

 

 

Alle hier gezeigten Motive haben das Format 65 x 50 cm. Sie sind mit Pastellkreiden auf farbigem Canson-Zeichenkarton, 160 g, gezeichnet und fixiert. Lediglich das Bild "Danae" hat eine Größe von ca. 92 x 67 cm und ist auf einer übermalten Leinwand auf Keilrahmen mit Pastellkreiden gezeichnet, partiell mit Schlagmetall.

 

Bernd Sundermann, Studium der Kunst und Visuellen Kommunikation, war 10 Jahre Dozent für Gestaltung am Werbefachlichen Zentrum Essen. Seit 1994 ist er Inhaber der Werbeagentur echtgemalt. Der freie Grafiker, Künstler und Illustrator malt (in fast allen Techniken) und gestaltet von der Palette bis zum Computer, von der Aktmalerei bis zur Wandgestaltung, vom Logo bis zur kompletten Zeitschrift alles, was Kunst werden will.

 

Für Anfragen und weitere Informationen zu dem Künstler und seinem Werk wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die Galerie Liebreiz, hier...


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