Der Erot der Ihn erregt steht als ein Urmotiv am Anfang der Kunstgeschichte. Nach der griechischen Antike aber verriet ein Künstler sein gleichgeschlechtliches Begehren höchstens in Allegorien oder Anatomie-Studien. Erst spät im 20. Jahrhundert konnte sich das männliche Objekt der Begierde, in einer dem weiblichen Eros verfallenen Kunst, wieder ins kulturelle Bewusstsein drängen. Mit virtuos gemalten männlichen Akten und Porträts zelebriert Luca hier das so lange verdrängte Können, die Erregung, Kraft und Dynamik homoerotischer Kunst.

 

 

 

Der Erot erregt Ihn beim männlichen Akt

 
Wäre die homoerotische Kunst ein Tempel, wäre sein Eingang von zwei Skulpturen flankiert, dem "David" Michelangelos (1504, Galleria dell'Accademia in Florenz) und dem "Barberinischen Faun" (ca. 220 v.Chr., seit 1830er-Jahren in der Glyptothek München). David repräsentiert den anatomisch feinst gearbeiteten, muskulösen Körper in selbstbewusster, heroischer Pose auftretend. Francis Bacon, eine der homosexuellen Künstlerikonen der Neuzeit, hebt bei Michelangelos Werk vor allem dessen männliche Wollust hervor. Dem entsprechend stellt David den Prototypen der Homoerotik dar, in einer Kombination aus fast übersteigerten Proportionen und voll sinnlicher, physischer Details, die ihren gerne doppeldeutigen, erotischen Charakter vorzeigen.

Der ca. 220 v. Chr. geschaffene und im 17. Jahrhundert im Graben der Engelsburg in Rom gefundene Barberinische Faun wiederum entspannt hingebungsvoll mit weit geöffneten Beinen und zurück gelegtem Kopf wie nach einer höchst lustvollen Befriedigung. Diese dämmernd-schläfrige Pose soll zur Inspiration und zum Vorbild für viele spätere erotische Kompositionen von Künstlern wie Gustave Courbet, Francois Boucher, Jean Cocteau oder Pablo Picasso werden.

 

 

 

 

Der Erot erregt Ihn bei der Paarung

"Sexualität ist vor allem ein Ausdruck der Wertschätzung. Sexualität im Kontext von Beziehungen äußert sich dynamisch im gemeinsamen Teilen und gegenseitigen Beschenken auf unterschiedlichen Ebenen - seelisch, geistig, körperlich. Die persönlichen Vorlieben und Eigenarten führen im Miteinander dann zu neuen Sichtweisen bei der gegenseitigen Wertschätzung und wirken so als belebendes, produktives Element in der Beziehung.

Sexualität kann wie eine Droge wirken oder in Obsessionen ausarten. Sexualität, die den Anderen unterwerfen will, ein Subjekt zum Objekt degradiert, zeigt sich im Habenwollen von Lust, in der Priorisierung eigener Sehnsüchte und Interessen. Beziehung wandelt sich so in Dominanz und Unterwerfung und destabilisiert die personale Einheit. Kunst jedoch transformiert beide Seiten, sowohl die Schönheit des Körpers in seiner Erotik, als auch die Erscheinungsformen sexueller Abweichung. Kunst zeigt Widersprüche, polarisiert und bietet damit ein Forum für den weiteren Diskurs." (Luca zu seiner Kunst)

 

 

 

 

Der Erot erregt Ihn in Slips

Ein homoerotischer Kunsttempel würde zuallererst die Klassiker wie Albrecht Dürer, Caravaggio, Antonio de Bellis oder Corregio präsentieren. Mit Gustave Moreau und bedeutenden Malern wie Frederic Leighton oder Simeon Solomon aus der angeblich so prüden viktorianischen Zeit würden weitere Kunstwerke mit "verschlüsselten Gelüsten" hervorgehoben. Viele weitere berühmte Künstler schufen in jener "Welt der Zweideutigkeiten" Werke, die einer "homoerotischen Interpretation" offenstanden. In Anlehnung an die Bibel, die Antike oder die italienische Renaissance konnten so häufig gleichgeschlechtliche Zuneigung oder etwa "die Darstellung von Jünglingen mit den sanften Konturen einer weiblichen Brust" trotz kritischer Stimmen gesellschaftsfähig werden.

Die in der Kunst jedoch vielfach durch homosexuelle Strebungen freigesetzte Kreativität und Leidenschaft (im steten Konflikt mit den Sanktionen der jeweils herrschenden Sitte) hat den lustvollen, schwulen Mann als erotisches Objekt zum heutigen Top-Sujet der zeitgenössischen Kunst erhoben. Vorreiter dieses künstlerischen Outcomings sind sicherlich Jean Cocteau, Francis Bacon, Andy Warhol oder David Hockney. Dabei oszilliert die Darstellung des homoerotischen Models zwischen (sexueller) Erregung und Entspannung, zwischen dem Leid der Marginalisierten und Ausgestoßenen (wie z.B. beim Märtyrer, dem Heiligen Sebastian) sowie der Ekstase und dem Furor der Selbstverwirklichung und sexuellen Befreiung (exemplarisch bei Jean Cocteau, Tom of Finland oder Robert Mapplethorpe).

 

 

 

 

Der Erot erregt Ihn mit seinem Gemächt


Verschlüsselte Liebesbotschaften, anziehende Körper, sensible Porträts und verdrehtes Rollenspiel waren die Waffen, mit denen homosexuelle Künstler gegen Vorurteile und sexuelle Unterdrückung kämpften. Der nackte, vor allem erregte und potente Mann war in der Kunstgeschichte vorher quasi unsichtbar. Dieser totalitäre Zustand, der über ganze Epochen der Geschichte gehalten hatte, wurde durch die Kunst in den letzten Jahrhunderten aufgebrochen. Gerade im letzten Jahrhundert versetzte diese Ausgangssituation den Mann in den Stand, sich vollkommen neu zu erfinden und sich dem Zustand der Nacktheit zu stellen. Das mag manchmal Mut erfordert haben und Überwindung. Doch war diese Neubewertung des nackten Mannes der Ausgangspunkt für viele neue Lebensentwürfe und eine neue Sicht auf die eigene Lust und die tabuisierten Bereiche der Erotik.

Bis heute hat es homosexuelle Kunst schwer gezeigt zu werden. Es sind starke Tabubrüche und Verwerfungen auch in der erotischen Kunst, die der gleichgeschlechtliche Impuls fordert. Auch wenn Homosexualität innerhalb des Kunst- und Kulturbetriebes längst anerkannt ist, kann homoerotische, schwule Kunst außerhalb spezieller Szene-Etablissements nur schwer präsentiert werden. Von großen Teilen der Bevolkerung wird vor allem das bloße Geschlechtsteil oder Gemächt des Mannes immer noch als äußerst anstößig angesehen.

 

 

 

 

Der Erot erregt Ihn mit seiner Kunst

Meist finden Liebe und Lust unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Verborgenen statt. Bei Luca drängt die farbenfrohe, schwungvolle und leidenschaftliche Malerei an das Licht der Öffentlichkeit. Undenkbar, dass diese Kunst im Geheimen vergilben und verblassen könnte. Lucas Kunst schreit nach Aufmerksamkeit. Seine Kunst ist ein leidenschaftlicher Gestus der Selbstfindung und erwachenden homoerotischen Identität. Seine Motivwahl ist dabei mutig, direkt, außergewöhnlich offen, leidenschaftlich-expressiv und ein kreativer Appell auch an die Erhabenheit des Anstößigen.

Die hier im Wechsel mit den Aktgemälden Lucas (alle Öl auf Leinwand 90 x 70cm) gezeigten Porträts sind Aquarellmalereien auf Papier in der Größe 60 x 40 cm. Diese Porträts beziehen sich auf die sublime homoerotische Konstante bei den Jünglingen und Eroten in der Kunstgeschichte. Deren Verlockungen werden oftmals durch die gekräuselte Haarpracht der Protagonisten symbolisiert, welche sogar noch im Tode mit engelsgleichen, übersinnlichen und verzückt-entrückten, knabenhaften Gesichtern eines Heroen oder Märtyrers glänzen.

 

Der Künstler Luca hat uns mit seiner Kunst sehr erregt. Sein Können hat in uns die Glut der Natürlichkeit, Lust, Leidenschaft und Kreativität entfacht. Wir hoffen, dass es Ihnen unabhängig von der geschlechtlichen Identität ähnlich geht. Wenn Sie, wertes Publikum, weitere Fragen zu dem Künstler und seinen Werken haben, wenden Sie sich doch bitte vertrauensvoll an die Galerie Liebreiz, hier...

 

 

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