Lebenselixier Sex

16.05.2014 16:12

Auf einer Ausstellung in China

Sex und Erotik sind natürliche Bestandteile des Lebens und machen nicht nur Spaß, sondern sind darüber hinaus auch noch gesund. Heutzutage empfehlen Ärzte eine Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs von etwa drei bis vier Mal wöchentlich. Diese Empfehlung wird inzwischen auch von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, bestätigt. Auf dem '20. Weltkongress für sexuelle Gesundheit', der 2011 in Glasgow stattfand, wurde der explizite Zusammenhang von Sexualität und Gesundheit betont, sowie auf die Bedeutung jugendlicher Sexualerziehung und die lebensverlängernde Wirkung bis ins hohe Alter hinein hingewiesen. Wer keinen Partner oder Partnerin hat, muss aber keineswegs auf die gesunde Wirkung von Sex verzichten, da auch die Selbstbefriedigung durchaus einen gesundheitlichen Nutzen aufweist und keineswegs mehr mit dem lustfeindlichen Stigma früherer Kulturepochen verwechselt werden darf. Völlig unzweifelhaft bleibt, dass Sex mit einem geliebten Partner oder der Partnerin noch ein wesentlich höheres Maß an mentaler Stabilität und Zufriedenheit erzeugt.

 

Sexualtrieb ist Sozialtrieb

Als eine biologisch, psychisch und emotional bestimmte Erlebnisweise des Menschen gehört Sexualität gerade mit seiner Beziehungsdimension zu den vollständigsten Erlebnisformen von umfassender Gesundheit: das existentielle Grundbedürfnis nach emotionaler Nähe, Bezogenheit, Angenommensein und Sicherheit sind Ausdruck eines sozusagen primären, grundlegenden Sozialtriebs des Menschen. Sexualität ist somit nicht nur auf das Ausleben von Lust, sondern auf intensivste „Wir-Bildung“ hin angelegt.

An der Universität im englischen Bristol wurde bis 2009 eine Langzeitstudie unter Beteiligung von 1000 männlichen Probanden durchgeführt, die sich im Alter zwischen 45 und 59 Jahren befanden. Die Studie ging über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das Ergebnis der Studie lässt sich in dem Satz zusammenfassen, dass eine hohe Sexfrequenz zu einer deutlich besseren Gesundheit führt. Sexualität ist ein Gesundheitselixier. Sex soll gar das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko mindern. Schade bloss, dass die Studie nur Männer erfasst hat. Ob die Kernaussage auch auf Frauen zutrifft, lässt sich wohl trotzdem mit Ja beantworten, wie eine jüngere Studie mit Pornodarstellerinnen belegt (wir berichteten).

Bereits sexuelle Phantasien, wie sie beim Ansehen einer schönen Frau im Gehirn des Mannes erzeugt werden, zeigen Wirkung, da sie das Belohnungssystem des Mannes anregen. Eine spezielle Magnetresonanz-Untersuchung konnte nachweisen, dass der Nucleus accumbens eine erhöhte Aktivität aufweist, sobald der Mann eine ihm als sexuell anregend erscheinende Frau sieht. Jeder Mann hat schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass er ein wohliges Gefühl erlebt, wenn er intensiv eine schöne Frau betrachtet.

Sex macht (Männer) stark und schlank

Die Unterhaltung mit einer begehrenswerten Frau führt ebenfalls zu einer erhöhten Produktion des Botenstoffes LH (luteinisierendes Hormon) im Gehirn, wie eine etwa zeitgleich an der Universität von Chicago durchgeführte Untersuchung zeigte. Dieses Hormon gelangt alsbald in die Hoden, wo es die Leydig-Zwischenzellen zu einer erhöhten Produktion männlicher Geschlechtshormone anregt. Diese als Androgene bezeichneten männlichen Geschlechtshormone weisen einen der Gesundheit dienlichen Nebeneffekt auf, da sie beim Mann den Abbau von Fett stimulieren.

Ebenfalls produzieren die Fettzellen weniger Leptin, dieses Enzym regt den Appetit auf Essen an. Damit führt regelmäßige sexuelle Stimulans beim Mann zu einer Verringerung des Gewichts und dieses zu einer Steigerung seiner sexuellen Attraktivität. Bei den Studien hat sich auch gezeigt, dass das bloße Ansehen einer für den Mann sexuell nicht attraktiven Frau nicht zu Veränderungen in den Gehirnströmen führt.

Das Hormon Testosteron wird beim Mann in den Hoden produziert und ist maßgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Die Produktion dieses Hormons im Körper schwankt einerseits während des Tages und kann andererseits durch sexuelle Stimulanzien erhöht werden. Somit bietet Sex eine gute Möglichkeit, ganz ohne Nebenwirkungen den Muskelaufbau zu fördern. Diese Wirkung erfolgt nicht erst bei der sexuellen Vereinigung, sondern bereits bei einem Flirt, da dieser sexuelle Vorstellungen im Gehirn des Mannes erzeugt.

Küssen macht schön

Schon das Küssen fördert die Gesundheit, da der hierbei zusätzlich produzierte Speichel reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Bei diesen handelt es sich um Abwehrkräfte des Immunsystems, die eine besonders intensive Wirkung gegen Kariesbakterien haben sollen. Sie unterstützen ebenfalls die Bekämpfung aller anderen Krankheitserreger. Im Speichel sind daneben mehrere Mineralien enthalten, von denen besonders Phosphor und Calcium den Zahnschmelz aufbauen. Die erhöhte Speichelproduktion hält auch längere Zeit nach dem Küssen an. Somit ist es tatsächlich richtig, dass Küssen zu schönen Zähnen führt.

Wenn es nach intensiven Küssen und einem zärtlichen Vorspiel zur körperlichen Vereinigung kommt, ist eine schnelle Befriedigung des Mannes zu vermeiden. Zum einen bereitet sie nicht wenigen Frauen Verdruss und zum anderen ist ein länger anhaltender Geschlechtsverkehr auch für die Gesundheit des Mannes vorzuziehen. Etwa bei einem mindestens zwanzig Minuten andauernden Liebesspiel wird die Produktion des Botenstoffes Dopamin spürbar und nachhaltig angeregt. Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau und Glückshormone werden ebenfalls freigesetzt.

Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um eine dem Opium ähnliche Substanz, die nicht nur zu einem Glückgefühl führt, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zu wirken vermögen. Dass Migräne die Lust auf Sex reduziert, ist nachvollziehbar. Dass sexuelle Betätigung jedoch wirksamer als jedes Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen zu wirken vermag, sollten wir uns zur eigenen Freude wieder in Erinnerung rufen.

Erektion und Lebenselixier

Wenn der Flirt zu einer Erektion führt, ist das durchaus wünschenswert, da jede Erektion frisches Blut in die Schwellkörper bringt. Häufiges Versteifen des Penis verbessert zudem die Erektionsfähigkeit, da es wie Training wirkt. Die Samenflüssigkeit des Mannes wird zu etwa 30% in der Prostata erzeugt. Beim Erreichen des Höhepunktes zieht sich die Wandmuskulatur dieser Drüse zusammen und die Prostata pumpt die an Nährstoffen reiche Samenflüssigkeit in die Harnröhre. Wenn der Mann an einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) leidet, fördert jede Ejakulation zusätzlich das Ausschwemmen infektiöser Keime aus den unteren Harn- und Spermawegen. Somit dient jeder Samenerguss der Reinigung der Vorsteherdrüse.

Damit die ausgeschwemmten Keime nicht in die Scheide der Frau eindringen können, ist bei einem entsprechenden Infektionsleiden der Gebrauch von Kondomen angezeigt. Aber der Verzicht auf Kondome ist gerade auch in gesundheitlicher Hinsicht zu empfehlen, sofern keine Infektionskrankheit an der Prostata oder der Harnröhre und auch keine andere sexuell übertragbare Krankheit vorliegen. Das Sperma enthält nämlich psychotrope Inhaltstoffe, die das Glücksgefühl bei der Frau verstärken und auch bei vaginaler Aufnahme spürbar wirken. Wird das Sperma auf andere Weise aufgenommen, entfaltet es ebenfalls seine Wirkung im zentralen Nervensystem.

Nachdem Frau und Mann miteinander geschlafen haben, zeigt besonders letzterer eine starke Tendenz zum schnellen Einschlafen. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin, welches ein natürliches und intensives Schlafmittel ist. Es ermöglicht den meisten Männern, bevorzugt zwei bis drei Minuten nach dem Sex, in einen tiefen Schlaf zu fallen. Bei den meisten Frauen entsteht jedoch das Bedürfnis, die in der sexuellen Vereinigung erfahrene Nähe beim anschließenden Kuscheln zu intensivieren. Paare werden mit gegenseitigem Verständnis jedoch problemlos in der Lage sein, eine optimale Lösung für solche offenbar unterschiedlichen Bedürfnisse zu finden.

Kein Sex ist heilbar

Sex macht klug. Wer regelmässig Sex hat, zeigt eine bessere Konzentrations- und Gedächtnisleistung als sexuell nicht oder wenig aktive Personen. Angenommen wird deshalb, dass Sex die Gehirntätigkeit anregt und somit zu besseren Geistesleistungen führt. Ebenso kann ein aktives Liebesleben Infektionen und Erkältungskrankheiten vorbeugen. Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) hat ergeben, dass nach einem Orgasmus die Zahl weisser Blutkörperchen, welche Krankheitserreger abwehren, doppelt so hoch ist wie vorher. Daraus schlossen die Forscher, dass Sex das Immunsystem stärkt. Wie die Psychologen Carl J. Charnetsk und Francis Brennau von der Wilkens University in Pennsylvania herausgefunden haben, verfügen Menschen, die ein bis zwei Mal pro Woche Intimverkehr haben, über mehr Immunglobuline. Dieser Antikörper schützt nachhaltig und wirksam vor Schnupfen und anderen grippalen Infektionen.

Nach Meinung des Neuropsychologen David Weeks vom Edinbugh Hospital, der in sechzehn Jahren 3500 Personen zwischen 21 und 102 Jahren zu ihrem Sexualleben interviewte, seien nur etwa 25 Prozent des jugendlichen Aussehens einer Person auf ihre Gene zurückzuführen, den Rest mache das Verhalten und damit auch häufiger Sex aus. Paare, die dreimal pro Woche miteinander schliefen, sähen durchschnittlich zehn Jahre jünger aus als Menschen, die seltener Sex hätten.

Trotz der schönen langen Auflistung, die erklärt, weshalb Sex gesund ist, leiden sehr viele Menschen unter sexueller Lustlosigkeit. Das sollten Sie nicht einfach so hinnehmen. Es gibt viele Lösungsansätze zu einem unverkrampften, nicht-neurotischen Verhältnis zur Sexualität: Angefangen bei Massagen, über Beckenbodentraining, Aphrodisiaka aus der Drogerie bis hin zu einer Sexualtherapie oder der Teilnahme an einem Tantra-Seminar gibt es mittlerweile viele seriöse, heilungsbezogene Angebote für die, welche die gesundheitsfördernde und seelenschmeichelnde Wirkung einer befreiten Sexualität kennen lernen wollen.

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