Selbstfindungsrealismus - Maria Lassnig in den Deichtorhallen
08.08.2013 13:26
Die bis ins hohe Alter tätige Malerin hat länger in Paris und New York gelebt, und erhielt 1980 als erste österreichische Künstlerin eine Professur in Wien. Sie hat viele Schüler auf eigene, erfolgreiche Wege gebracht und selbst so ziemlich alles erreicht, wovon bildende Künstler träumen können. Dies ist sicherlich auch eine Folge ihrer emotionalen, das Selbst offenbarenden Herangehensweise in ihrer Kunst. Ihr Sujet ist von einer schonungslosen Selbstbefragung der eigenen Gestalt und des künstlerischen Zugriffs auf sie geprägt. In Lassnigs Offenheit, Radikalität, ihrer Figurenbetonung, die viel vom Geist des Expressionismus geatmet hat, steckt ein überraschend dynamischer Widerstand gegenüber dem Mainstream zeitgenössischer Kunst. Ihre großflächige Abstraktion ist nie Formalismus sondern immer Ausdruck, Gefühl.
Die Selbstbildnisse der Künstlerin haben einen enormen Anteil an ihrem Werk und sind ähnlich bemerkenswert wie das "Selbstporträt mit Stab" von 1971, das sie ganz in Grüntönen gehalten zeigt, wie der Stab ihre nackte Brust durchbohrt. Die tolle Ausstellung in den Deichtorhallen ermöglicht es dem Betrachter einen tiefen Einblick in die schillernden Malwelten Maria Lassnigs zu gewinnen, wie sie an den Schnittstellen zwischen figürlicher Verdichtung und flüchtiger Abstraktion angesiedelt sind. Es sind zum Teil ziemlich abgründige Empfindungswelten, sehr persönlich geprägt, und nicht ohne selbstironisc he Züge. Eigentlich kommt die Malerin von der abstrakten Informel her und wurde auch vom Wiener Aktionismus geprägt, aber fand dann im Thema der radikalen Selbstbefragung ihren eigenen Stil. Dabei holt sie zuweilen auch ins traumhaft-surreale aus , gelangt zu eigentümlichen Mensch-Tier-Chimären oder Metamorphosen des Menschlichen in Maschinenform. Stark erotisch aufgeladene Bilder, wie z.B. "Mit einem Tiger schlafen" von 1975 begegnen dem Publikum ebenfalls des öfteren, und gehen hier leidenschaftliche Beziehungen ein mit dem furchtbar verschlingenden und fruchtbar verschlungenem Begehren der Frau in der Moderne.
Noch bis zum 8. September 2013, Deichtorhallen, Halle für aktuelle Kunst, Deichtorstr. 1-2, D-200095 Hamburg, Fon: +49(0)40-321030, Öffnungszeiten sind Di -So 11-18 Uhr, www.deichtorhallen.de