Sublime Sex-Botschaften in Disney Filmen

09.05.2011 23:13

Disney Ride von Thomas Tait

Wie der YouTube-Video "DSDS - Disney, Sex, Drogen, Saufen" zeigt, werden in Disney-Filmen schon Kleinkinder mit versteckten, subliminalen (also unterhalb der bewußten Wahrnehmungsschwelle liegenden) Botschaften konfrontiert, also mit Bildern, die direkt vom Unbewußten aufgefangen und gespeichert werden können. Dass Kinder und Jugendliche schon längst als Zielgruppe einer raffiniert versteckten Beeinflussung und Manipulation durch die Medien ausgesetzt sind, ist, seit es Zielgruppenwerbung gibt, nichts neues. Obwohl solche manipulativen MIttel zur Suggestion und Bewußtseinsveränderung in der Film- und Werbebranche zumindest verpönt, wenn auch nicht überall verboten sind, scheinen Disney-Filme voll davon zu sein. Immer mehr Ausschnitte vor allem aus Zeichentrickfilmen tauchen im Internet auf, die durch Superzeitlupe zu belegen scheinen, dass in Bruchteilen von Sekunden, im Hintergrund oder am Bildrand, explizite sexuelle Hinweise auftauchen, die vom Bewußtsein des Kindes nicht wahrgenommen werden können - also was ganz anderes sind, als bspw. sexuelle Andeutungen oder meinetwegen Witze, die bewußte Aufmerksamkeit erregen.

 

Den Machern des DSDS-Disney-Filmes geht es nach eigener Aussage darum, eine Warnung an Eltern herauszugeben, tatsächlich nicht mehr den Gebrauch von Disney Produkten bei ihren Kindern zu dulden. Das hört sich im prüden Amerika natürlich erstmal nach christlichen Fundis an, die da um die Sittlichkeit ihrer streng erzogenen Kinder achten, und überall versteckte Phallen und entblößte Nippel sehen. Aber trotz seines pädagogisch-warnenden Untertons, sind die kritischen und nachdenklich stimmenden Einwände und Mahnungen nicht von der Hand zu weisen, wenn man nicht will, dass unsere Kinder da scheinbar mit einer ganz perversen, schrägen und menschenverachtenden Bewußtseinsmanipulation penetriert werden.

Da sieht man im Hintergrund bei "König der Löwen (1994)", zwar nur für Bruchteile, aber nichtsdestoweniger für das Unbewußte wahrnehmbar, und somit (in einem total aufmerksamkeitserregenden Umfeld) als hochwirksamer Beeinflussungsversuch zu beurteilen:
In dieser Szene taucht eindeutig der Schriftzug "SEX" als flackernde Wolkenformation, aber in der normalen Bewegung kaum wahrnehmbar, über dem von seiner Freundin träumenden Löwen auf einer Felssklippe auf.

In einer anderen Szene tauchen in Gebüschen und an Felshängen Phallus-ähnliche Strukturen auf. Die mäandernden und verschlungenen Dschungelformen verstärken diesen Effekt noch, und die Zwischenräume zwischen Blumen am Wegesrand bilden nach dem Prinzip des Vexierbildes erneut den Schriftzug "SEX", mehrmals. Bei "Little Mermaid (1989)" ist schon auf dem Filmplakat an einer Stelle eines Traumschlosses ein goldener Phallus in die Abbildung eingearbeitet, und in der Superzeitlupe sieht man ganz versteckt, wie bei der Hochzeitsszeremonie der Mermaid der Priester eine Erektion bekommt.

Was soll das alles? Will Walt Disney tatsächlich unsere Kinder frühzeitig und suggestiv auf Sex und goldene Pimmel konditionieren? Oder hat sich da nur der Praktikant ein paar kleine Scherze erlaubt?

Zum Hintergrund von Disney muß man wissen, dass der Konzern eine riesige Merchandising-Industrie betreibt, mit zahllosen für Kinder verführerischen und Lust erregenden Produkten. Disney ist einer der größten Hersteller von Kinderunterwäsche, oder sollte man besser von Kinderreizwäsche sprechen, wenn Mickey Maus vorne auf dem Slip für die kleinen Mädchen prangt oder Pluto auf Bikini-Oberteilen die Zunge raushängt. Vielleicht ist es ja einfach nur geschmacklos oder Zeichen der prüden Doppelmoral, die sich in so obszönen, platten Zweideutigkeiten ausdrückt. Wie abgestumpft sind wir eigentlich schon gegenüber den Symbolen und Symptomen des Schönheitswahns, des Warenfetischismus, der geschlechtlichen Ausbeutung oder des hedonistischen Rausches, dass uns Erwachsene ihre alltägliche Präsenz, ihre grelle Anmache, ihre perfide Inszenierung kaum noch erregt, oder wir uns nicht mehr wundern, worüber unsere Kleinen ganz große Augen machen.

Wenn man sich die Gesamtheit dieser Zweideutigkeiten oder versteckten, sexuellen Botschaften (die nicht zuletzt von der Psychoanalyse in ihrer prägenden Bedeutung betont wurden), die Vielzahl der geschlechtsspezifischen Symbole und chauvinistischen Rollenzuweisungen (nach wie vor gerne die minderwertige Rolle der Frau) anguckt, von den ganzen Ken- und Barbie-Devotionalien mit eindeutigen sexuellen Präferenzen ganz zu schweigen, lernt der aufmerksame Beobachter (nicht das Kind) immer mehr dieser unbewußt wirkenden, sexuellen Abartigkeiten kennen. Bei diesen kleinen fetischistischen und perversen Bonmots für die lieben Kleinen verwundert es kaum noch, Weingummis in Penisform zu finden, oder einen Münzautomaten bei dem Kinder im Schoß von Donald Duck Platz nehmen sollen.

Für zumindest amerikanische Kinder sind die Disney-Kinderstars bedeutsame Idole und für den Disney-Konzern ein gewinnträchtiges Geschäft. Der Film "DSDS-Disney" erzählt vom ersten Disney Kindestar Bobby Driscoll, der, mit zwölf entdeckt, schon mit 17 Jahren schwer Amphetamin (Crystal Meth)-abhängig war, eine kurze tragische und delirante Jugend verlebte und mit 31 Jahren verarmt und vereinsamt starb. Dann wird anhand von Musikvideo-Clips von Pop-Stars wie Lady Gaga, die vor allem von einem minderjährigen Mädchenpublikum geguckt werden, gezeigt, wie angefüllt diese Filme sind mit Alkoholexzessen, Party und Prostitution, gepaart und Hand in Hand mit devoten und unterwürfigen, geilen und allzeitbereiten Frauenposen. Und alles dreht sich nur um Reichtum/Geld, Sex und Alkohol. In diesen Filmen, die direkt nichts mit Disney zu tun haben, außer dass sie mit ihm den Traum von absoluter Macht, Freiheit und Erfolg, mithin den amerikanischen Traum, teilen. Ihre zahllosen unverhohlenen, subliminalen Botschaften gelten hier vor allem der suggestiven Konditionierung der kaum jugendlichen Zuschauer mit Alkohol und der allgemeinen Botschaft im Subtext: "Sex, Drogen, Geld gehören untrennbar zusammen! Alle Deine Idole praktizieren es ohne Unterbrechung!".

Subliminale Botschaften sind ein Werkzeug von Magieren und Manipulatoren, um durch suggestive sowie stete, kontinuierliche Wiederholung in verschiedenen Medien, gewünschte Verhaltenseffekte bei Adressaten und Konsumenten wachzurufen. Der Einfluß des bloßen Wortes "Sex" hat großen Einfluss auf Kinder, die noch gar nicht so recht wissen, was das eigentlich ist. Die Kinder erfreuen sich an den farbenfrohen Fantasiewelten und Abenteuern ihrer Idole, gleichzeitig bekommen sie unterschwellig Sex angepriesen. Später kann man dann den Heranwachsenen alles leichter verkaufen, was mit Sex zu tun hat. Sex dient also einerseits als trojanisches Pferd zum Transport manipulativer Inhalte in das Unterbewußtsein. 'Sex sells' andererseits, weil es ein fundamentaler, biologischer Trieb zu sein scheint, aber vielleicht auch, weil es uns von Kleinauf so dermaßen, entweder als Positiv- oder als Negativmuster, in unser Unbewußtes eingetriggert wurde.

Warum immer auch in Walt Disney Filmen bereits Kleinkinder auf Sex, und, wie bei vielen anderen Beispielen ersichtlich wird, auf Drogen (Alkohol) und Reichtum/Geld geprägt werden sollen, ist mir noch nicht ganz klar. "Wenn die Manipulation schon beim Kleinkind anfängt, dann ist es kein Wunder, dass es heutzutage so viele alkoholisierte Nichtskönner und Zivilversager unter den Jugendlichen gibt, sind diese doch schon frühzeitig auf den Dreiklang des Kapitalismus programmiert worden: Sex, Drugs, (und nicht etwa Rock'n'Roll sondern) Money!", so die Kernaussage der Macher von "DSDS - Disney, Sex, Drogen, Saufen", dem sehenswerten Film bei YouTube.


http://www.youtube.com/watch?v=ttkvaJ_GRGk

 

Nachtrag, 28.05.2011: Wie der Spiegel berichtet, haben mehrere kürzlich statt gefundene Studien (u.a. von Wolfgang Stroebe von der Universität NIjmegen sowie Christina Bermeitinger von der Universität Hildesheim) bestätigt, dass subliminale Botschaften durchaus funktionieren, also Konsumenten-Entscheidungen beeinflussen können. Allerdings mit der Einschränkung, dass das nur für nachfolgende Handlungen zu gelten scheint, die ohnehin anvisiert waren. Bei Probanden allerdings, denen nicht der Sinn nach bestimmten Entscheidungen (bspw. zu trinken, zu essen) stand, verpuffte der Effekt wohl.

Meiner Meinung nach sollte mensch da auch die Präposition der Konsumenten/Probanden berücksichtigen - die Möglichkeiten der "Mustererkennungs-Software" in unserer aller Gehirnen, die mir gerade bei unbewußt ablaufenden Wahrnehmungen noch viel zu wenig erforscht sind. In solchen Untersuchungen müsste noch mehr bei der Wechselwirkung zwischen subliminaler Botschaft und der nach dem Prinzip der Mustererkennung organisierten, unbewußten Wahrnehmung geguckt werden, wie bedeutsam die Effekte sind.

 

Ansonsten sind subliminale Botschaften in den USA verboten, in Deutschland hingegen nicht und nur durch die Selbstverpflichtungen des Werbe- oder Presserates geregelt.

 

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