Weiblicher Energieaustausch bei Ulrike Rosenbach

05.06.2014 10:35

Ulrike Rosenbach 1976

2012 erhielt Ulrike Rosenbach den Rheinischen Kunstpreis für ihr Lebenswerk. Eine Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn bis zum 5. Oktober belegt durch einen Überblick über mehr als 30 Jahre künstlerischen Schaffens ihre enorme Bedeutung für die Entwicklung der Video- und Performancekunst. In ihren sogenannten Video-Live-Aktionen deckt sie, die immer auch Vorbild und Impulsgeberin für jüngere Positionen gewesen ist, Konstruktionsmuster weiblicher Identität auf und entwickelt Strategien der Selbstbestimmung. Weiblichkeit als „Status des Bild-Seins“ wird dekonstruiert anhand tradierter Frauenbilder nicht nur aus der bildenden Kunst, sondern auch aus Medien, Werbung und Film. Dabei kennzeichnet Ulrike Rosenbach ihren Aktionsraum mit Materialien, die rituell und symbolisch aufgeladen werden.

 

Die deutsche Künstlerin und Kunstprofessorin Ulrike Rosenbach (* 1943 in Bad Salzdetfurth bei Hildesheim) zählt zu den ersten Künstlern, die sich der Videokunst als Medium der künstlerischen Aussage bedienten. Die Themen, mit denen sie sich seit über 30 Jahren auseinandersetzt, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Aufgabe des Künstlers als politisch denkender Mensch und das Verhältnis von Körper, Raum, Bewegung und Bildern, sind immer noch von höchster Aktualität.

Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Bobeck, Norbert Kricke und Joseph Beuys, entstanden Kontakte zur Happening- und Fluxusszene der 70er Jahre. In Aktionen, Videofilme und Videoinstallationen sowie Fotografien bestimmt Ulrike Rosenbach seither nachdrücklich ihre künstlerische Position. Die mehrfache documenta-Teilnehmerin lehrte als Professorin an zahlreichen wichtigen Kunsthochschulen, zuletzt bis zu ihrer Emeritierung 2007 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken.

Von 1964 bis 1970 durchlief sie eine Ausbildung zur Bildhauerin an der Kunstakademie Düsseldorf u.a. bei den Professoren Norbert Kricke und Joseph Beuys, dessen Meisterschülerin sie wurde. 1970 legte sie im Fach Kunsterziehung ihr erstes Staatsexamen ab, zwei Jahre später das zweite, worauf ihre Anstellung als Studienrätin im Schulbetrieb folgte. Etwa zur gleichen Zeit nahm sie ihre Arbeit als freischaffende Künstlerin in Düsseldorf auf. 1971 trat sie mit ersten Videoarbeiten, Performances und Kunst-Aktionen an die Öffentlichkeit, erste Galerieausstellungen folgten. Zusammen mit Klaus vom Bruch und Marcel Odenbach bildete sie in den 1970er Jahren die Produzentengruppe ATV.

1973/74 trat Ulrike Rosenbach in SOHO in New York City mit der Performance Isolation is transparent auf. In den Jahren 1975/1976 folgte ein Lehrauftrag für feministische Kunst und Medienkunst am California Institute of the Arts in Valencia (Kalifornien)/LA. Nach Deutschland zurückgekehrt, lebte und arbeitete sie zunächst als freischaffende Künstlerin in Köln, wo sie eine Schule für Kreativen Feminismus gründete. In den Jahren 1977 und 1987 nahm sie an der documenta in Kassel teil. Danach folgten Lehraufträge und Gastprofessuren an etlichen europäischen Instituten, u.a. an der Hochschule der Künste Berlin, den Kölner Werkschulen, der Hochschule für Angewandte Kunst Wien und der Universität Utrecht. Arbeitsreisen und -aufenthalte führten sie nach Italien, Kanada, USA, Australien und Asien.

1989 erhielt Rosenbach eine Professur für Neue Künstlerische Medien an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, deren Rektorin sie in den Jahren 1990–1993 war. Im Juli 2007 wurde sie von der Hochschule emeritiert. Sie lebt und arbeitet heute als freischaffende Künstlerin im Großraum Köln/Bonn und im Saarland. Viele ihrer Werke sind in der Sammlung des Video-Forum. Seit November 2012 ist Ulrike Rosenbach Präsidentin und 1. Vorsitzende der Bundes GEDOK.

Die Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn findet noch bis zum 5.10.2014 statt, mit freundlicher Unterstützung von Rheinkultur und der Kunststiftung NRW. Öffnungszeiten sind Di - Fr, So. 11 -18 Uhr sowie Sa 13 -18 Uhr. Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog im Kehrer Verlag. Mehr Infos: www.landesmuseum-bonn.lvr.de

 


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