UV-Licht lässt van Gogh's nachdunkeln

15.02.2011 15:46

Liegender Akt von van Gogh

Zusammen mit seinem Malerfreund Paul Gauguin ist der niederländische Künstler Vincent Willem van Gogh (1852-1890) berühmt geworden durch die strahlende Farbgebung seiner Bilder. Eines seiner bekanntesten Motive, das mit den Sonnenblumen, hat der impressionistische Meister in einem strahlenden Chromgelb gemalt, welches damals durch eine neuartige Pigment-Mischung hergestellt wurde. Nun hat eine internationale Forschergruppe der Universität Antwerpen herausgefunden, dass ultraviolettes Licht dafür sorgt, dass ausgerechnet jenes Chromgelb langsam unter einer braunen Patina verschwindet.

 

Um das Rätsel des Nachdunkelns von Gemälden, wie auch von Rembrandt-Bildern bekannt, zu lösen, ließ das Wissenschaftlerteam Ölfarbe aus dem 19. Jahrhundert 500 Stunden unter UV-Licht künstlich altern. Dabei wurde die besondere Reaktion des Chromgelb auf die UV-Strahlung, die ja auch im Sonnenlicht enthalten ist, festgestellt.

Mit modernsten Methoden der Röntgenanalyse bei der europäischen Synchrotron-Strahlungquelle ESRF in Grenoble, konnte jetzt also ein tieferes Verständnis was die Alterungsprozesse von Kunstwerken betrifft, erzielt werden, wie Spiegel Online berichtete. Die Wissenschaftler wollen ihre Forschung fortsetzen, unter anderem um herauszufinden, "ob es überhaupt möglich ist, Pigmente in bereits eingetrübten Gemälden in ihren Ursprungszustand zurückzuführen", wie der Projektleiter Koen Janssens ausführt.

 

Chromgelb (Pigment Yellow 34) wurde 1797 von Vauquelin in Paris entdeckt und heißt deswegen auch Pariser Gelb. Ab 1818 wurde die Farbe als Pigment hergestellt und wurde schnell durch seine hohe Leuchtkraft zur Modefarbe, z.B. als Postgelb. Gewonnen wurde das Pigment aus einem Bleisalz der Chromsäure, welches wiederum aus dem Mineral Krokoit extrahiert wird. Zusammen mit weiteren ähnlichen Farbtönen (bspw. Cadmiumsulfid oder Molybdarot) ist Chromgelb geächtet und wird in Europa nicht mehr verwandt, weil es sehr giftig ist. In anderen Teilen der Welt wird Chromgelb jedoch immer noch benutzt, und auch Vicent van Gogh verwendete die Farbe vor allem häufig, weil er sich als armer Künstler die teureren Cadmiumgelbe nicht leisten konnte.

Auch wenn ich persönlich nicht daran glaube, dass der bräunliche Film, hinter der van Goghs Chromgelb verblasst, eine Art Sediment wäre, was mensch quasi nur abkratzen bräuchte, um das dahinter verborgene, leuchtende Gelb wieder zum Vorschein zu bringen, bin ich mal gespannt, was diese Forschung noch bringt. Wenn das Braun durch eine chemische Verwandlung des Chromgelb quasi das Ergebnis einer Art "organischer Reifeprozess" wäre, was die Untersuchung nahezulegen scheint, dann glaube ich nicht daran, dass mensch diesen Prozess wirklich wieder rückgängig machen könnte, ausser die Ölfarben würden alle vom Bild abgekratzt, aufgelöst und dann chemisch auseinander dividiert werden, um das Bild dann mit den chemischen Extrakten erneut zu malen.

Übrigens hat Vincent van Gogh die leuchtenden Farben erst nach seinem Umzug von den Niederlanden nach Paris entdeckt. Und die Sonnenblumen-Motive hatte er zuerst als Dekoration für das Schlafzimmer von Paul Gauguin verwendet. Erotische Kunst dagegen hat der berühmte Künstler im Gegensatz zu seinem Freund kaum geschaffen. Unzählige Landschaften, Porträts, Menschen bei der Arbeit (auf dem Felde), religiöse Szenen und Stadtansichten hat der Impressionist gemalt, seine Akte können jedoch an einer Hand abgezählt werden. Hätte sich der Künstler, hätte er sich mehr mit Erotik und dem sinnlichen Körper beschäftigt, vielleicht nicht sein rechtes Ohr abgeschnitten?

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